Wohl schon in der kommenden Woche soll in Berlin ein neues Bundesjagdgesetz verabschiedet werden, das in Jägerkreisen für viel Unverständnis und Ablehnung sorgt. Hintergrund ist, dass infolge des Klimawandels teils verheerende Waldschäden durch Insektenkalamitäten, Pilzbefall und ausbleibende Niederschläge aufgetreten sind. Nicht nur reine Nadelholzbestände, die einstmals aus wirtschaftlichen Gründen statt der natürlichen artenreichen Buchen- und Eichenwälder gepflanzt wurden, sterben ab, auch bisher als klimaresistent geltende Laubwälder stehen im Überlebenskampf. Dies kann und darf jedoch kein Argument sein, durch das geplante Gesetz den Muttertierschutz bei Wildtieren auszuhebeln um ein undifferenziertes Abschießen allen Schalenwildes ohne Rücksicht auf Sozialstrukturen, Alter und Geschlecht zu ermöglichen.
Dieses kann nicht widerspruchslos hingenommen werden. Der mit Abstand größte Teil der Jägerschaft bekennt sich zu seiner Verantwortung um die Belange des Waldes. Doch sind genauso angemessen die Belange des Wildes und des Tierschutzes zu beachten. Es steht zu bezweifeln, dass die Bundeslandwirtschaftsministerin Klöckner, ansonsten ja zumindest nach Außen hin um das Wohl von Tieren besorgt ("Tierwohl geht vor Wirtschaftlichkeit") und die wenigsten Bundestagsabgeordneten das Ausmaß des Tierleids erkennen, das sie mit der Abschaffung des Straftatbestandes, denn um einen solchen handelt es sich beim Abschuss von zur Aufzucht von Jungtieren notwendigen Muttertieren, betreiben. Verhungernde Rehkitze und Hirschkälber, verwaist durch ungezügelte Jagd gleich aus wirtschaftlichen oder ideologischen Gründen wären Tierquälerei und eine Kulturschande für unsere ganze Gesellschaft. Abgesehen davon, dass hungernde Tiere so sie überhaupt schon feste Nahrung aufnehmen können, für eine Zunahme des Verbisses an Jungbäumen sorgen. Das zeigen auch Untersuchungen osteuropäischer Länder, wo ohne Vorbehalte und ideologiefrei das Zusammenwirken von Wild und Wald untersucht wurden.
Verdurstende Waldbäume kränkeln nicht weil bisher Muttertiere geschont wurden. Doch hat es den Anschein, dass die Politik, die gegen den Klimawandel machtlos zu sein scheint von den eigentlichen Ursachen und Problemen des Waldes und vorallem der Forstwirtschaft abzulenken versucht. Wildtiere gehören zum Wald wie Bäume, Kräuter, Pilze , Moose oder andere Wildpflanzen. Zahllose Beispiele im In- und Ausland beweisen, dass Wild und Wald im ausgewogenen Verhältnis zusammengehen, bei sachgemäßer, tierschutzgerechter und ideologiefreier Jagd, wohlgemerkt.